Meine Wege kreuzten sich mit zwei Menschen, deren Beziehung zu Afghanistan (teilweise) eine völlig andere ist als meine.

Dr. Lorenz Göser - seines Zeichens einstmaliger Kriegsdienstverweigerer - gab seinen Beruf auf und ging vor Jahrzehnten als Entwicklungshelfer nach Afghanistan. Dort lernte er Dr. med. Reinhard Erös kennen. Erös war in seiner Funktion als Militärarzt der Bundeswehr häufig im Ausland und ließ sich später ohne Bezüge beurlauben, um ärztliche Hilfe nach Afghanistan zu bringen.
Die beiden sagen von sich, daß sie so verschieden sind, wie sie eigentlich nur sein können - der ehemalige KDV'ler und der Oberstarzt der Bundeswehr. Ihre unterschiedlichen Qualitäten, der gegenseitige Respekt und das unerschütterliche Engagement für die Belange der afghanischen Bevölkerung befruchteten ihre Arbeit.
Heute, lange Jahre später sind sie immer noch gute Freunde.

Dr. med. Reinhard Erös hielt vor einigen Jahren an meinem ehemaligen Standort in Stetten a.k.M. einen Vortrag über "Stressbewältigung". Damals war dieses Thema noch relativ neu und wenig beachtet in unserem Beruf.

Dr. Lorenz Göser lernte ich erst vor ein paar Monaten kennen.
Zufällig erfuhr er von meinem Buch und las es in einer Nacht zu Ende.
Er war sehr fasziniert und genauso mitgenommen, nicht nur wegen seiner Beziehung zu Afghanistan, sondern weil er genau zum selben Zeitpunkt wieder in Kabul weilte, als meine Tagebuchaufzeichnungen entstanden. Bei einem (sehr schönen) persönlichen Gespräch unterhielten wir uns über die Vorkommnisse von einst und es stellte sich heraus, daß wir uns sehr viel zu sagen hatten... trotz oder gerade wegen der sehr unterschiedlichen "Aufträge" in diesem Land.
Lorenz erzählte von seinen Hilfsprojekten und ich war sehr angetan von der Vielfalt und seiner effizienten Umsetzung der Hilfsmaßnahmen seiner damaligen Organisation, die für die Dörfer z.B. Staudämme baute - unter Einbeziehung der afghanischen Bevölkerung - und mit welch geringen Mitteln so viele und so umfangreiche Projekte realisiert wurden.

Zu seinem Geburtstag letzte Woche wünschte er sich einen Vortrag seines alten Freund Dr. med. Reinhard Erös und lud ihn als Referent nach Kressbronn ein.
Dr. med. Reinhard Erös erfüllte ihm diesen Wunsch und so kam es, daß ich ihn wieder traf.

Beide verbindet eine starke Affinität zu dem Land Afghanistan. Jeder für sich hatte seinen Weg gewählt, jeder für sich seine Entscheidungen getroffen. Beide haben sich gefunden weil sie letztlich für ein Ziel kämpften und für das Land Afghanistan etwas tun wollten aus eigener Kraft.
In den Augen beider sehe ich dieses Leuchten... das Leuchten wenn das Wort "Afghanistan" fällt...

Und es ist faszinierend zu erleben, wie sich zwei ansich völlig unterschiedliche Menschen ergänzen können und so mit ihrem Glauben an das Gute ihrer Sache und dem Engagement für ihre Idee Beeindruckendes zustande bringen.